Für dieses Jahr musste ich die Hoffung auf eine Rückkehr des Paares aus dem letzten Jahr leider aufgeben. Vermutlich hat einer oder beide aufgrund der schlechten Witterung den Rückzug aus Afrika nicht geschafft. Oder sie wurden von Seglern, die einen Partner verloren haben, als neue Partner angeworben. Eventuell haben sie auch einfach eine bessere Nistmöglichkeit gefunden.

Das würde wieder ein Jahr mit Anlockversuchen bedeuten, bangen, ob neue Segler unser ländlich gelegenes Haus überhaupt finden und auf die Klangatrappe anspringen. Das Wetter war auch nicht gerade förderlich, denn die Sucher ließen dieses Jahr lange auf sich warten.

Sucher – das sind die Mauersegler, die bislang keinen Nistplatz gefunden haben. Sie kommen meist etwas später als die etablierten Brutpaare nach Europa zurück, meist so ab Mitte bis Ende Juni. Es handelt sich in der Regel um ein- oder zweijährige Vögel.

Seit ein paar Tagen hat aber ein Mauersegler Interesse an unserem Haus gezeigt. Er kam zuerst am Abend, flog immer wieder über das Haus, reagierte offensichtlich auf die abgespielten Rufe und flog auch immer wieder nahe am Giebel an den Kästen vorbei. Mal kam auch ein zweiter kurz dazu, flog aber schnell wieder weiter.

Heute morgen war er schon ganz früh da, bei absoluter Windstille und Sonnenschein besuchte er uns schon um 6 Uhr und probte immer wieder verschiedene Flugbahnen in Richtung Giebel.

Heute Abend dann die Überraschung: Eine Gruppe von drei Seglern war nach 21 Uhr zu Besuch und machten Party 🙂 Das übrigens im wörtlichen Sinne: Die Sucher fliegen bestehende Nistplätze mehrmals täglich, meist morgens und abends, als Gruppe mit rasanten Flugspielen an. Sie machen sich dabei mit den für Mauersegler typischen „Sriii“-Rufen bemerkbar, es macht den Anschein als hätten sie Spaß dabei. Im englischsprachigen Raum spricht man daher bei diesen Flugshows von Screaming-Partys.

Hier mal ein extremes Beispiel solch einer Party (nicht bei uns, aber sehenswert):

Zweck dieser Gruppenflüge sind vermutlich die Werbung von Brutpartnern, aber auch das Ausfindig machen freier Brutplätze. Neben den Vorbeiflügen kommt es nämlich auch zu Anflügen an besetzten Plätzen. Aus dem Inneren antworten die Brutpaare auf die Rufe der Sucher ebenfalls mit viel Geschrei und zeigen so: Hier ist besetzt.

Dieses Verhalten macht man sich übrigens beim Anlocken der Mauersegler zu Nutze. Weil die Sucher so gut auf die Rufe anderer Segler reagieren, insbesondere von Brutpaaren aus ihren Nisthöhlen, kann man sie gezielt auf neue Brutplätze durch das Abspielen von Seglerrufen aufmerksam machen.

Man hat übrigens inzwischen herausgefunden, dass die Segler, deren Geschlechter körperlich für uns nicht zu unterscheiden sind, wohl an ihrer Stimme erkennen ob sich beim Gegenüber um ein männliches oder weibliches Tier handelt. Die Weibchen rufen etwas höher als die Männchen.