Mauersegler anlocken
Der Mauersegler ist ein Höhlenbrüter. Er benötigt zur Aufzucht seiner 2 – 3 Küken einen geschützten Raum, der für Feinde wir Marder oder Ratten schwer zugänglich oder für die das Einflugloch zu klein ist. Mit einer Fluglochgröße von 30 x 65 mm kommen die Mauersegler noch gut zurecht, für Nisträuber wie Eichelhäher oder Elstern ist dieses Loch viel zu klein.
Die Mauersegler passieren den Einflug dagegen mit hoher Geschwindigkeit, sie fliegen mit vollem Tempo vor die Kästen und bremsen kurz davor rasant ab, legen die Flügel an und schlüpfen aus dem Flug hinein. Fressfeinde wie der Sperber haben es da schwer, sie beim Anflug zu greifen.
Wie findet der Mauersegler eigentlich einen passenden Nistplatz? Er kehrt als Einjähriger im Jahr nach seiner Geburt etwas später als die Erwachsenen, etwa Mitte Mai aus Afrika zurück und begibt sich auf die Suche. Mauersegler sind Koloniebrüter, d.h. sie nisten gerne in nicht allzu weiter Entfernung zu weiteren Mauerseglern. Gibt es bereits brütende Mauersegler in der Nähe und sind noch freie Nistplätze vorhanden, stehen die Chancen nicht schlecht dass er bei regelmäßigen Inspektionsflügen in den Kolonien der Nachbarschaft auf diese Plätze aufmerksam wird. Ein einmal ausgewählter Nistplatz wird dann über die gesamte Lebensdauer des Mauerseglers immer wieder genutzt, vorausgesetzt er ist nicht z. B. durch Sanierungsmaßnahmen verloren gegangen oder ein anderer Segler hat ihn in Beschlag genommen. Ist das der Fall, wird der eigentliche Besitzer bis aus Blut mit dem „Besetzer“ darum kämpfen.
Übrigens: Bislang war man davon ausgegangen, dass junge Mauersegler nicht wieder in die Kolonie zur Brut zurückkehren, in der sie geboren wurden. Stattdessen dachte man, dass sie sich in etwa in Höhe des gleichen Breitengrades in östlicher oder westlicher Richtung ausbreiten. Bei Untersuchungen in Kolonien mit beringten Mauerseglern (z. B. bei dem „Mauersegler-Papst“ Erich Kaiser in Kronberg, aber auch in Kolonien in Gehrde, Wallenhorst oder Glandorf wie mir der Biologe Axel Degen freundlicherweise mitteilte) stellte man jedoch fest, dass einige Jungtiere durchaus ihre Geburtskolonie wieder aufsuchen um sich einen Partner und eine gemeinsame Nisthöhle zu suchen.
Typisch für Mauersegler ist das Abfliegen von Traufen, unter Dachrinnen, Dachvorsprüngen oder -überständen. Ursprünglich waren es Bewohner von Felswänden, in deren Spalten sie nisteten. Vermutlich im Mittelalter lernten sie, die menschlichen Behausungen für ihre Zwecke zu nutzen. Zu dieser Zeit gab es noch genügend Schlupflöcher, durch die sie in Steinmauern oder unter Dachziegel gelangen konnten und so veränderte sich ihr Suchverhalten. Heute befindet sich der Brutfelsen einer Mauerseglerkolonie nicht mehr in einer Felswand, sondern an einer Gruppe von Häusern in räumlicher Nähe zueinander.
Interessant ist in diesem Zusammenhang das so genannte Banging (aus dem Englischen: to bang – knallen, klopfen, zuschlagen). Knallen ist dafür das richtige Wort: Vor vermeintlich bereits besetzte Nistkästen fliegen die Segler manchmal an das Flugloch, deutlich ist dabei das Geräusch, dass beim Aufschlag entsteht, zu hören. Es ist fast so, als ob sie anklopfen wollten um zu prüfen, ob jemand zuhause ist. Ist das der Fall, meldet sich der rechtmäßige Kastenbesitzer im Inneren lauthals zu Wort und gibt zu verstehen: Hier ist besetzt.
In dem folgenden Video sieht man die Suchflüge sehr schön in Zeitlupe, am Ende dann auch in Echtzeit:
Sie tun sich jedoch allgemein schwer, bei neuen Nistmöglichkeiten die Einfluglöcher zu finden. So genannte Zeigervögel, also bereits brütende Vögel einer anderen Art (vor allem Star, Haus- und Feldsperling), leisten da gute Dienste: Mauersegler beobachten genau das Brutgeschäft anderer Vögel und folgen ihnen manchmal bis vor das Einflugloch. So lernen sie passende Nistplätze kennen und übernehmen sie gerne – manchmal sogar, wenn die vorherigen Bewohner ihre Brut noch nicht zuende aufgezogen haben.
Wir können den Mauerseglern bei der Suche nach neuen Nistplätzen helfen: Sie reagieren auf die Rufe von nistenden Paaren (so genannte Duett-Rufe) und werden davon magisch angezogen. Das männliche und weibliche Tier ruft dabei immer abwechselnd aus dem Nistkasten, wie oben beschrieben vermutlich um die Niststätte als bereits besetzt zu markieren. Diese Duettrufe kann man morgens und abends, zu Zeiten in denen die Segler in Gruppen unterwegs sind, in der Nähe freier Nistplätze über Lautsprecher abspielen und so die Aufmerksamkeit der Vögel wecken.
Am besten funktioniert das natürlich direkt aus dem Kasten. Aber auch die Beschallung unterhalb, etwa am Fuße der Wand unterhalb der Kästen in Richtung der Niststätten, funktioniert in der Regel sehr gut. Die benötigten Audiodateien kann man käuflich erwerben, bei mir hat folgende MP3-Datei sehr gut funktioniert:
(Download als ZIP-Datei. Mit freundlicher Genehmigung von Regina aus dem Mauersegler-Forum, die die Rufe bei einem Mauerseglerpaar in ihrer Kolonie 2020 aufgenommen hat, ich habe die Datei nachträglich etwas bearbeitet.) Im Gegensatz zu anderen verfügbaren Dateien ist es keine „Dauerbeschallung“, sondern es sind auch Pausen enthalten. So kann sie auch länger laufen, ohne die Nachbarn zu sehr zu stören. Für eine möglichst gute Wiedergabe der hohen Stimme der Mauersegler eigenen sich am besten so genannte Hochtöner, die einfach an kleine Verstärker angeschlossen werden. Hier ist das sehr gut beschrieben.